Schabenweibchen fressen während
ihrer Reproduktionsphase nur wenig. Schabengele können dadurch in ihrer Wirkung
auf die Population eingeschränkt sein. Im Umkehrschluss kann
ein Gel, welches diese natürliche Einschränkung des Fraßtriebes außer Kraft setzt oder ihr
entgegensteuert, die Produktwirksamkeit und damit den
Tilgungserfolg erhöhen.
Gelköder bzw. Fraßköder gelten
heute bei vielen Profis als Königsweg in der Bekämpfung von Schaben.
Tatsächlich sind die Vorteile dieser Bekämpfungsmethode bestechend und nicht mehr wegzudenken. Niemand wird bei sachkundiger Applikation belästigt
oder gefährdet. Betriebsabläufe bleiben ungestört. Schon am darauffolgenden Tag der
Bekämpfungsmaßnahme beweisen viele tote Schaben den Erfolg. Genügt das? Nein. Auch
bei einer anschließenden Kontrolle durch Detektoren bedeutet „null Schaben auf
der Klebefläche" nicht, dass der Befall zu 100 % getilgt wurde. Von der
verbreiteten Deutschen Schabe ist bekannt, dass die Weibchen im Laufe ihres
Lebens 4- bis 8-mal eine Ootheke mit jeweils etwa 30 bis 50 Eiern produzieren.
Während jeder der dreiwöchigen „Schwangerschaften" wird die
Nahrungsaufnahme stark eingeschränkt und das Versteck kaum verlassen. Klar,
dass diese im genetischen Programm vorgeschriebenen Hungerphasen die
Effektivität von Gelen, d. h. Ködern, deutlich beeinträchtigen und leere
Detektoren eine Befallstilgung eventuell nur vortäuschen. Abhilfe schafft
hierbei beispielsweise die Zugabe eines Insektenwachstumsregulator (IGR) in das
Schabengel. Die Funktion dieses IGR ist hierbei aber nicht die
„klassische" Funktion – also die Wachstumshemmung bzw. die Sterilisation –
, sondern die Aufhebung der genetisch veranlagten „Fastenzeiten" während
der Reproduktionsphase der Weibchen. Dieser Effekt wurde bereits im Jahre 2001
durch das Umweltbundesamt bestätigt und in einem Bericht im
Bundesgesundheitsblatt 2/2001 durch Mitarbeiter des Umweltbundesamtes,
Fachgebiet für Wirksamkeitsprüfungen von Schädlingsbekämpfungsmitteln
veröffentlicht.
Hier heißt es auszugsweise wie
folgt: „4.3.3.2
Insektenwachstumsregulatoren (IGRs) in Köderformulierungen
Durch die Kombination von Juvenoiden mit Fraßgiften in Köderpräparaten
konnte die Nahrungsaufnahme insbesondere der adulten Weibchen während der
Reproduktionsphase stimuliert und damit auch die Wirksamkeit auf die Population
deutlich verbessert werden [9] ..."
Nach mehreren vorangegangenen
Versuchen war dies dann im Jahre 2004 folgerichtig der Anlass dafür, ein
Schabengel mit dem Wirkstoff Pyriproxyfen (zusätzlich zu einem insektizid
wirkenden Wirkstoff) auf den Markt zu bringen. Pyriproxyfen als IGR hat hier
nur die eine wie im Vorfeld beschriebene Funktion: das genetisch bedingte
Aussetzen der Nahrungsaufnahme bei Schabenweibchen zu unterbrechen. Umgesetzt
wurde dies in der Entwicklung von JuvenEX-gel, welches dann im Spätsommer 2004
auf dem deutschen Markt eingeführt wurde und auch europaweit für uns eine wichtige
Rolle spielte. Die Vorteile sowie der von uns zentrale Grund, Pyriproxyfen
zusammen mit einem insektizid wirkenden Wirkstoff in ein Schabengel
einzuarbeiten, wurde mittlerweile vom Markt anerkannt und bestätigte wiederum,
dass wir uns rechtzeitig und zum richtigen Zeitpunkt mit diesem Thema befasst
haben und wir hier wieder eine Vorreiterrolle in der Weiterentwicklung von
Schabengelen eingenommen haben. Leider bestand keine Möglichkeit, ein mit
Bendiocarb formuliertes Schabengel auf dem Markt zu halten und weiterhin
anzubieten (zulassungsspezifische Gründe).
Aufgrund dessen wurde das Ganze
nun in einer hochmodernen Ködermatrix mit der Kombination von Clothianidin,
einem Nicotinoid, und Pyriproxyfen weiterentwickelt und wird unter dem Namen SchwabEX-guard® vermarktet.
Das Produkt wurde Anfang März auf
der Pest-Protect 2016 erstmals dem deutschen und europäischen Fachpublikum
vorgestellt.