Mittwoch, 16. März 2016

Juvenoide als Stimulant in professionellen Schabengelen – welche Bedeutung hat dies?


Schabenweibchen fressen während ihrer Reproduktionsphase nur wenig. Schabengele können dadurch in ihrer Wirkung auf die Population eingeschränkt sein. Im Umkehrschluss kann ein Gel, welches diese natürliche Einschränkung des Fraßtriebes außer Kraft setzt oder ihr entgegensteuert, die Produktwirksamkeit und damit den Tilgungserfolg erhöhen.

Gelköder bzw. Fraßköder gelten heute bei vielen Profis als Königsweg in der Bekämpfung von Schaben. Tatsächlich sind die Vorteile dieser Bekämpfungsmethode bestechend und nicht mehr wegzudenken. Niemand wird bei sachkundiger Applikation belästigt oder gefährdet. Betriebsabläufe bleiben ungestört. Schon am darauffolgenden Tag der Bekämpfungsmaßnahme beweisen viele tote Schaben den Erfolg. Genügt das? Nein. Auch bei einer anschließenden Kontrolle durch Detektoren bedeutet „null Schaben auf der Klebefläche" nicht, dass der Befall zu 100 % getilgt wurde. Von der verbreiteten Deutschen Schabe ist bekannt, dass die Weibchen im Laufe ihres Lebens 4- bis 8-mal eine Ootheke mit jeweils etwa 30 bis 50 Eiern produzieren. Während jeder der dreiwöchigen „Schwangerschaften" wird die Nahrungsaufnahme stark eingeschränkt und das Versteck kaum verlassen. Klar, dass diese im genetischen Programm vorgeschriebenen Hungerphasen die Effektivität von Gelen, d. h. Ködern, deutlich beeinträchtigen und leere Detektoren eine Befallstilgung eventuell nur vortäuschen. Abhilfe schafft hierbei beispielsweise die Zugabe eines Insektenwachstumsregulator (IGR) in das Schabengel. Die Funktion dieses IGR ist hierbei aber nicht die „klassische" Funktion – also die Wachstumshemmung bzw. die Sterilisation – , sondern die Aufhebung der ge­netisch veranlagten „Fastenzeiten" während der Reproduktionsphase der Weibchen. Dieser Effekt wurde bereits im Jahre 2001 durch das Umweltbundesamt bestätigt und in einem Bericht im Bundesgesundheitsblatt 2/2001 durch Mitarbeiter des Umweltbundesamtes, Fachgebiet für Wirksamkeitsprüfungen von Schädlingsbekämpfungsmitteln veröffentlicht.

Hier heißt es auszugsweise wie folgt: „4.3.3.2 Insektenwachstumsregulatoren (IGRs) in Köderformulierungen
Durch die Kombination von Juvenoiden mit Fraßgiften in Köderpräparaten konnte die Nah­rungsaufnahme insbesondere der adulten Weibchen während der Reproduktionsphase stimuliert und damit auch die Wirksamkeit auf die Population deutlich verbessert werden [9] ..."

Nach mehreren vorangegangenen Versu­chen war dies dann im Jahre 2004 folgerichtig der Anlass dafür, ein Schabengel mit dem Wirk­stoff Pyriproxyfen (zusätzlich zu einem insektizid wirkenden Wirkstoff) auf den Markt zu bringen. Pyriproxyfen als IGR hat hier nur die eine wie im Vorfeld beschriebene Funktion: das genetisch bedingte Aussetzen der Nahrungsaufnahme bei Schabenweibchen zu unterbrechen. Umgesetzt wurde dies in der Entwicklung von JuvenEX-gel, welches dann im Spätsommer 2004 auf dem deutschen Markt eingeführt wurde und auch europaweit für uns eine wichtige Rolle spielte. Die Vorteile sowie der von uns zentrale Grund, Pyriproxyfen zusammen mit einem insektizid wirkenden Wirkstoff in ein Schabengel einzuarbeiten, wurde mittlerweile vom Markt anerkannt und bestätigte wieder­um, dass wir uns rechtzeitig und zum richtigen Zeitpunkt mit diesem Thema befasst haben und wir hier wieder eine Vorreiterrolle in der Weiterentwicklung von Schabengelen einge­nommen haben. Leider bestand keine Möglichkeit, ein mit Bendiocarb formuliertes Schabengel auf dem Markt zu halten und weiterhin anzubieten (zulassungsspezifische Gründe).


Aufgrund dessen wurde das Ganze nun in einer hochmodernen Ködermatrix mit der Kombination von Clothianidin, einem Nicotinoid, und Pyriproxyfen weiterentwickelt und wird unter dem Namen SchwabEX-guard®  vermarktet.

Das Produkt wurde Anfang März auf der Pest-Protect 2016 erstmals dem deutschen und europäischen Fachpublikum vorgestellt.